HeinrichJenny

Heinrich Jenny wurde um 1440 geboren. Er wird in mehreren Urkunden als Gesandter des Landes Glarus insbesondere an der Konferenz von 1484 zu Münster im Kanton Luzern beschrieben. Er oder vielleicht auch schon sein Vater wanderten aus dem Kanton Bern nach Glarus aus. Die meisten glarnerischen Jenny stammen von ihm bzw. seinem Sohn Peter ab. Derselbe dürfte auch noch Brüder und Schwestern gehabt haben, von denen aber keine Überlieferungen bekannt sind.
Jenny

Sehr verbreitetes, ref. Glarner Geschlecht, das in Ennenda, Sool, Schwanden, Glarus, Mitlödi und Niederurnen verbürgert ist und in der Mehrheit vermutlich auf den aus dem Bernbiet zugewanderten Heinrich (erw. 1477-99) zurückgeht. Sein Sohn Peter amtierte 1522 als Landweibel und 1530 als Landvogt von Mendrisio. Enkel Heinrich ( -> 21) war 1555 der erste Landammann der Familie. Als Mitbegründer des Grosshandels und Pioniere der Industrialisierung im Kt. Glarus traten die J. jedoch in der Politik weniger hervor. Sie stellten zweimal den Landammann (Caspar -> 7, Heinrich -> 21) und mit Caspar ( -> 7), Heinrich ( -> 23), Peter ( -> 41) und Peter ( -> 42) vier eidg. Parlamentarier.

Der Aufstieg der Fam. begann im 17. Jh. mit dem Schiefertischhandel, wie die Biografie von Balthasar ( -> 5) zeigt. Ab dem 18. Jh. wandten sich die J. dem Textilgeschäft zu. Die Wienerhandlung Jenny, Aebli & Co., so Johann Rudolf ( -> 34), exportierte im 18. Jh. Textilien nach Österreich, Polen und Russland und gründete im Ausland Fabriken. Mitglieder der Fam. wanderten nach St. Petersburg, Riga und Südrussland aus. Die Firma Salomon Jenny & Söhne war in Triest domiziliert, deren Nachkommen Textilfabriken in Vorarlberg betrieben. Die Deutschländerhandlung Jenny & Streiff, u.a. mit Daniel ( -> 8), existierte bis 1819. Der 1808 gegr. Handwebereiverlag Bartholome Jenny & Cie. - Adolf ( -> 2), Bartholomäus ( -> 6), Daniel ( -> 10), Fridolin ( -> 14) - trieb mit Italien Handel, fusionierte 1827 mit der Druckerei Gebr. Trümpy und entwickelte sich zu einem der führenden Unternehmen des Kantons. 1846-47 wurde er um eine mechan. Spinnerei und Weberei in Haslen (GL) erweitert (heute Daniel Jenny & Co.). Die Firma Enderlin & Jenny, u.a. Fritz ( -> 16) und Kaspar ( -> 35), besass ab 1836 eine mechan. Spinnerei in Ziegelbrücke, ab 1851 eine Weberei in Niederurnen sowie Fabriken in Triesen und Turin (heute Jenny Fabrics AG). In Ennenda fusionierten 1836 die Jenny & Cie. (Fridolin -> 13) und die Druckfabrik Daniel Freuler zur Druckerei Jenny & Cie., die 1856-1967 in Mollis eine Spinnerei bzw. Weberei inne hatte. Die Firma P. Blumer & Jenny in Schwanden (GL) und Ancona (Marken) war verbunden mit der Druckerei Jenny & Blumer in Schwanden und der Spinnerei bzw. Weberei Gebr. Jenny in Luchsingen. Diese Verbindung von Spinnerei, Weberei, Druckerei und Handelshaus im gleichen Unternehmen war charakteristisch für das 19. Jh. Die J. assozierten mit Kaufmanns- und Unternehmerfamilien wie den Aebli, Altmann, Becker, Blumer, Freuler, Oertli, Schiesser, Schindler, Streiff und Trümpy. Aus diesen Kreisen wählten sie auch ihre Ehepartner.

Literatur
- J.J. Kubly-Müller, Die J.-Fam. im Kt. Glarus, 1929
- J.J. Kubly-Müller, «Die Landammänner von Glarus, 1242-1928», in JbGL 46, 1932, 41 f.
- Schweiz. Geschlechterbuch 7, 292-303, 793-823
- I. Tschudi-Schümperlin, J. Winteler, Wappenbuch des Landes Glarus, 1937, 44
- F. Stucki, 50 alte Glarner Fam., 1989, 45-49
- R. von Arx et al., Industriekultur im Kt. Glarus, 2005

Autorin/Autor: Veronika Feller-Vest